Absinthique
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27. April
Matadi
Bradley war eine Überraschung, ein Engländer mit Manieren, mit einer Pfeife im Mund. Auf den zweiten Blick sieht man ihm den Abenteurer schon an, aber er hat eine höhere Bildung genossen "though neither Oxbridge nor Camford", wie er mir anvertraute - ich weiß nicht, ob dies sein Dauer-Calauer ist oder ob er froh war, einen weiteren halbwegs normalen Menschen zu treffen.
Er hatte wohl die meiste Zeit hier in Matadi verbracht statt in Boma, denn hier beginnt der Fußweg den Kongo hinauf. Schiffahrt ist nicht möglich, laut Jerôme lauern bis Leopoldville 32 Wasserfälle, die einem Schiffverkehr abträglich sind und so bleibt bis dort nur ein harter 20-Tages-Marsch.
Jerôme freute sich diebisch über meinen erstaunten Blick, als Bradley seine Erwerbungen vorführte. Die 20 Träger hatte ich erwartet, was mich verblüffte, waren acht Esel, die Bradley über die portugiesische Fabrik bezogen hatte und die uns als Reittiere dienen sollten. Einen Esel hatte ich nun wahrhaft noch nie bestiegen und Jerôme hatte mir auch nichts davon erzählt. Er meinte, daß der Fußmarsch nach Leopoldville für einen Europäer anders eine einzige Quälerei sei und die solle man doch besser den Negerträgern überlassen. Als er mit Stanley unterwegs gewesen sein, habe der Weg flußabwärts 5 Monate gedauert; nun seien es flußaufwärts nur noch 20 Tage.
Außerdem übergab mir Jerôme ein Gewehr und eine Pistole, die er wohl seit Oostende verwahrt hat. Warum er sie mir jetzt erst gab, weiß ich nicht; ob er Angst hatte, mich zu schockieren? Falls ja, war es überflüssig, ich weiß, daß wir uns nicht auf einen Spaziergang begeben.
Habe den Nachmittag übungshalber mit Eselreiten verbracht, der Hintern schmerzt, aber man kann den Biestern entgegen aller Legenden seinen Willen aufzwingen, wenn man reiten kann.