Die Bühne

16. Februar 1928

Uraufführung des neuen Film von Schinkel "Nasses Grab" in Paris ein Misserfolg

Der beliebte deutsche Regisseur und Filmkünstler Erwin Schinkel erfreut sich offensichtlich in unserem Nachbarland Frankreich keiner so großer Bewunderung wie hierzulande. Die aufwändige heimische Produktion wurde mit einigen Aufnahmen aus Paris bereichert und daher in Paris zuerst zur Aufführung gebracht. Ausschlaggebend für das vernichtende Urteil ist sicher auch der etwas andere Geschmack des französischen Publikums. Ansonsten lässt sich die scharfe Kritik, die in der Pariser Zeitung "Le Figaro" zu lesen war, nicht erklären:
Als Erwin Schinkel beim Betreten des Pariser Filmpalasts über seinen neuen Film "Nasses Grab" dem Satz sprach "Mit diesem Film gehe ich in die Geschichte ein", da konnte noch keiner der Anwesenden ahnen, was auf ihn zukam. Diejenigen, die bis zum bitteren Ende des Filmes vor der Leinwand ausharrten waren sicher vom Grausen gepackt. Jedoch nicht vom angenehmen Schauer eines spannenden Gruselfilms, sondern von grausiger Langweile. Selbst die Auswahl hochkarätiger Schauspieler konnte den vorhersehbaren Verlauf der Geschichte nicht retten. Eine Aneinanderreihung unsinniger Szenen konnten selbst mit noch so vielen Leichen keine lebendige Geschichte erzählen.
Wir von der "Bühne" können uns dieser Meinung nicht anschließen, denn auch wenn "Nasses Grab" den hohen Standart der vorhergehenden Filme von Schinkel nicht erreichen konnte, so war er doch ein spannendes Beispiel deutscher Filmkunst.